24.11., 19.30 Uhr, PAULINUM, Universität Leipzig

ZeitHören!

Echtzeit - Anna Depenbusch (Klavier, Gesang)
Lieder ohne Worte - Ulrike Haage (Klavier/Orgel)
Meditation und Ekstase - Daniel Stickan (Orgel)
Einführung: Prof. Dr. Dr. Norman Sieroka (Bremen)

"Musik ist Zeitkunst," dies gilt schon für den Kirchenvater Augustinus, der im 11. Band seiner Confessiones beschreibt, daß das Hören und Singen eines Liedes uns mit unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet. Um diesem inzwischen geflügelten Ausdruck nachzuspüren, begeben sich drei Künstler auf eine Reise durch verschiedene musikalische Klangräume. Im Paulinum der Universität Leipzig machen die Liedermacherin Anna Depenbusch, die Komponistin und Pianistin Ulrike Haage und der Organist Daniel Stickan hörbar, warum und wie es die Musik immer wieder mit Zeit zu tun hat. Es wird ein melodischer Bogen gespannt von der klassischen Moderne über Jazz und Improvisation hin zu Chanson und Pop.Ein Konzertabend konzipiert zusammen mit Norman Sieroka von der Philosophischen Fakultät der Universität Bremen.

"Music is the art of time," this was already true for the church father Augustine, who describes in the 11th volume of his Confessiones that listening to and singing a song connects us with our past, present and future. In order to trace this meanwhile winged expression, three artists embark on a journey through different musical sound spaces. At the Paulinum of Leipzig University, songwriter Anna Depenbusch, composer/pianist Ulrike Haage and organist Daniel Stickan will make audible why and how music is always related to time. A melodic arc is spanned from classical modernism to jazz and improvisation to chanson and pop. A concert evening conceived together with Norman Sieroka from the Faculty of Philosophy at the University of Bremen.


Anna  Depenbusch

Leben in Echtzeit
„Mich berühren besonders die flüchtigen Zwischenmenschlichkeiten. Das große Gefühl im kleinen Moment, der Zauber des Alltäglichen.“ Mit viel Gespür forscht Anna Depenbusch in ihren Liedern nach der eigenen Wahrheit in der persönlichen Begegnung und sucht das direkte Gespräch. Weniger digitale Ungeduld und Sofortness – mehr Echtzeit im reduzierten Augenblick. Im leichtfüßigen Lied „Tim 2.0“ schaut Anna Depenbusch nach zehn Jahren noch mal bei ihrem Protagonisten aus ihrem Liebesreigen „Tim liebt Tina“ nach. Wie ist es Tim ergangen die letzten Jahre, in Zeiten des Optimierungswahns? Wir alle werden durch unsere digitalen Geräte ununterbrochen mit neuen Daten und Informationen versorgt – was macht das mit uns? Die Liedermacherin selbst möchte entschleunigen, Abstand nehmen vom Druck, den die Digitalisierung auf sie aufbaut und fragt sich: Wie echtzeitfähig sind wir selbst eigentlich? Und wie will ich künftig meine Lebenszeit erfüllt verbringen? So entstand die Idee zum neuen Album: „Ich sehne mich musikalisch nach echten, unmittelbaren Momenten. So wie ich es solo am Klavier in meinen Konzerten mit dem Publikum erlebe.
Lauschen nach Tönen und Gedanken
Liedermacherin: Diesen nur scheinbar altmodischen Begriff hat Anna Depenbusch tief in ihr Herz geschlossen. Liebt die Künstlerin es doch, Geschichten zu erzählen, Kuriositäten und Beiläufigkeiten, Phantastisches und Verträumtes, schlicht und zeitlos – eben die Poesie des Alltags. Die singende Dichterin hat früh ihren unverwechselbaren Stil kreiert: ebenso zärtliche wie wortgewaltige Texte, in denen sie nicht nur ihre Seele offen legt, sondern die auch Offenbarung für andere Seelen sind. Musikalisch zwischen Edith Piaf, Hildegard Knef und Björk– immer im Zwiegespräch mit den eigenen Worten. Von tieftraurig bis urkomisch. Mit ebendieser Mischung hat Anna Depenbusch mittlerweile schon ganz eigene Geschichte geschrieben: Fünf Studioalben, zwei Soloalben in „schwarzweiß“ am Klavier. Deutschlandweite Tourneen von der Hamburger Elbphilharmonie bis zum Münchner Prinzregententheater. Auszeichnungen wie den Fred-Jay-Preis und den Deutschen Chanson-Preis, zwei Nominierungen für den Deutschen Musikautorenpreis. Ein Ende ist für Anna noch lange nicht in Sicht: „Es schwirren unendlich viele Lieder umher, die noch gar nicht entstanden sind – und wenn sich ein Lied für mich entschieden hat, findet es seinen Weg durch meine Gefühle und Harmonien.“ www.annadepenbusch.de

Ulrike Haage

Die Pianistin, Komponistin und Hörspielautorin Ulrike Haage steht für eine eigene Klangwelt - Musik an der Schnittstelle von Jazz, Klassik und Improvisation,  in der sich akustische und elektronische Elemente auf eine sehr inspirierende Art verbinden. Live zu erleben – oder auf einem ihrer Soloalben Sélavy, Weißes Land, in:finitum, Maelstrom oder dem 2020 erschienenen Album Himmelsbaum.

Zu Ulrike Haages Schaffen gehört in zunehmendem Maße auch das Medium Film. Ihre Kompositionen zeichnen sich hier durch ein ebenso nachhaltiges wie fast unmerkliches Verschmelzen der Musik mit den visuellen Eindrücken aus. Dies gilt für die Dokumentarfilme, wie etwa dem 2020 ausgestrahlten Berlin 1945 – Tagebuch einer Großstadt von Volker Heise ebenso wie für die Musik für Doris Dörries Spielfilm Grüße aus Fukushima. Für ihre Arbeiten wurde Ulrike Haage unter anderem mit dem „Hörspielpreis der Kriegsblinden“, dem „Albert-Mangelsdorff-Preis“ (Deutscher Jazzpreis), dem „Sonderpreis Musik der Nordischen Filmtage“, dem „Dokumentarfilm Musikpreis“, dem „Gema-Musikautorinnen-Preis“ und zuletzt mit dem „Günter-Eich-Preis“ für ihr Hörspiel Lebenswerk ausgezeichnet. Für das von Uwe Steinmetz kuratierte Konzert ZeitHören stellt sie auch erstmalig zwei ihrer Kompositionen aus dem Psalmen-Zyklus für Flügel und Orgel vor. www.ulrikehaage.com






 Daniel Stickan

Daniel Stickan hat sich in kurzer Zeit zu einem der profiliertesten Erneuerer der evangelischen Kirchenmusik entwickelt. Der NDR sagt über ihn: „Jazz mit Kirchenorgeln ist nach wie vor etwas Besonderes. Es gibt zwar viele sehr gute Organisten, aber Musiker, die die Fähigkeit haben, auch die rhythmischen Komponenten des Jazz auf dieses Instrument zu übertragen, sind rar. Daniel Stickan ist da eine absolute Ausnahme.“ und das Hamburger Abendblatt ergänzt „Mittlerweile hat er sich die Kirchenorgel derart anverwandelt, dass er sie im erhabenen Niemandsland zwischen Improvisation und Komposition so zu spielen vermag wie niemand sonst.“

Daniel Stickan studierte an der Hamburger Musikhochschule parallel Jazzpiano und künstlerisches Orgelspiel bei bedeutenden Lehrern wie Pieter van Dijk, Dieter Glawischnig und Bobo Stenson. Für ein Jahr war er Student in der Meisterklasse des deutschen Klaviervirtuosen Volker Banfield. Er erhielt mehrere Auszeichnungen und war sowohl als Organist wie auch als Jazzmusiker Stipendiat des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur. Dazu erhielt er 2021 ein Stipendium vom Musikfonds (auf Bundesebene).
 Unter eigenem Namen hat er bereits neun CDs veröffentlicht, von denen drei für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert wurden.

Daniel Stickan arbeitete mit bekannten Größen der Jazzszene zusammen (u.a. Simin Tander, Kit Downes, Tord Gustavsen, Eric Schaefer, Michael Wollny, Arne Jansen, Efrat Alony, Janne Mark, NDR Bigband) und spielt regelmäßig auf internationalen Jazz- und Kirchenmusikfestivals.

Seit 2015 liegt ein starker Focus seiner Arbeit auf der Komposition besonderer Werke für Kinderchöre. Hier hat er einen ganz eigenen Stil von hoher Komplexität, Sinnlichkeit und Eingängigkeit geschaffen. Sein erstes Werk „Wassermusik“ wurde deutschlandweit bereits 30 Mal aufgeführt. Es folgten die Werke „Feuermusik“, „Initium“ und „Luftmusik“. Zur Zeit entstehen weitere Werke als Auftragskomposition verschiedener Chöre und Ensembles.

Besonders intensiv arbeitet Daniel Stickan mit dem Saxophonisten und Komponisten Uwe Steinmetz an der Entwicklung neuer Formen von Kirchenmusik (www.wavesmusic.de). Gemeinsam leiten sie die „Edition Jazz aus Kirchen“ (www.ejk-records.de), das deutsche Label für Jazz als Kirchenmusik. Über ihre Zusammenarbeit schrieb die Presse: „Das Werk von Steinmetz & Stickan gehört zum Spannendsten und Spannungsvollsten, was es zurzeit in der neuen evangelischen Kirchenmusikszene gibt. […] atemberaubend und unbedingt hörenswert.”  www.stickan.org